sozialer frieden, das klingt so banal, so selbstverständlich, aber das ist es nicht. nicht weil die verhältnisse so unsicher, so zweifelhaft wären. nein, weil der soziale frieden selbst so unsicher und zweifelhaft ist.
ein willkürliches intelligent konstruiertes gedankengebäude, das der herrschenden klasse zur rechtfertigung ihrer macht dient, dessen geltung von der herrschenden klasse mit gewalt durchgesetzt wird und mit dem der kleine mann seinen frieden schließt.
ein konstrukt also, das so sehr der verschleierung der macht dient, wie die herrschende klasse mit ihrer gewalt ja niemals sich selbst oder gar ihre eigene stellung oder macht schützt, sondern stets nur das system. die mächtigen kaschieren ihre stellung in dem sie sich als stellvertreter des systems und nicht ihrer selbst präsentieren.
der soziale frieden basiert nun darauf, dass die beherrschte klasse den konstruktionen der herrschenden klasse folgt und sich diese zu eigen macht und sich somit in die absolute ohnmacht gegenüber der allmacht des systems fügt.
damit entsteht ein system der vorteilsnahme. jeder profitiert an seinem platze von seinem platze im system und verteidigt somit das system. der preis für die unterwerfung erscheint nicht grösser als der lohn durch die unterwerfung.
kollektiv stimmt der chor der beherrschten in den kanon der herrschenden mit ein. alle singen das gleiche lied. sie biegen und wenn es sein muss brechen sich die wahrheit so zu recht, dass das system am laufen gehalten wird. niemand interessiert sich dafür ob die dinge denn tatsächlich so sind wie alle es meinen und behaupten dass sie es wären.
es ersteht eine neue ebene der ganzheit und damit der realität. eine kollektiv konstruierte realität, die den einzelnen aufnimmt und zu der der einzelne beiträgt.
wer immet diese ganzheit in frage stellt, bezweifelt oder gar angreift, der bekommt es mit dem ganzen apparat des systems zu tun, alle hassen ganz so wie im tierreich auf den einen der es wagt ihr sein und werden in frage zu stellen.
begründet wird das ganze stets mit eilig beschaffter wahrheit und angeblicher notwendigkeit. niemals aber mit dem was es tatsächlich ist, dem willen an sich.
so sind die kollektive nichts anderes, ja noch schlimmeres als eben das, was sie dem einzelnen aus der masse entreißen wollen.
mit erstaunlicher raffinesse und kreativität findet das geistig gleichgeschaltete kollektiv durch nur genügend grosse verdrehung der wirklichkeit und immer neue perspektiven der darstellung, auf fast alles eine antwort.
dieser zusammenhalt verkörpert vielleicht die wichtigste, ja die alles entscheidende funktion der regierung, die aufrechterhaltung der ganzheit.
genau dieser aufgabe ist die regierung jetzt nicht gerecht geworden. der soziale frieden, der burgfrieden der nation ist verloren.
er ist verloren, weil die regierung verhältnisse geschaffen hat, unter welchen das kurzsichtige stellengebundene vorteilsstreben des einzelnen, das führungszepter aus der hand gegeben hat. der preis der unterwerfung wird jetzt wieder als höher empfunden, als der lohn der unterwerfung.
es ist dazu gekommen, dass die menschen in ihrer motivation mit derart grossen geschützen beschossen und bedroht wurden, dass der soziale frieden verloren ist. damit daß das system wieder angezweifelt wird, ist es für die herrschende klasse als mittel die eigene macht zu sichern, akut bedroht.
die naiv beherrschte klasse aber gewinnt eine perspektivische befreiung. das bislang absolut gesetzte systemkonstrukt wird relativiert.
jetzt da der fluss des unreflektierten alltags verloren ist, können ganz ähnlich auch zu den ontogenetisch individuellen lebenskrisen, die dinge gesehen werden, wie sie tatsächlich sind.
der geist befreit sich von der knechtschaft als instrument der überlebensfähigkeit im kollektiv und die wahrheit beginnt auch für den kleinen mann wieder sichtbar durchzuschimmern.
